Es ist immer wieder spannend, wenn ehemalige Blumenthaler ins Erzählen kommen – wie es damals war, als alles auf Aufbruch stand und Geschäfte vor Ort die Bewohner versorgten. Margot Steil zum Beispiel ist eine von ihnen. Sie hat nicht nur jahrzehntelang in Rönnebeck gelebt, sondern mit ihrem Mann Johannes das Juweliergeschäft Steil in der Rönnebecker Straße geführt.
1955 hat Margot Steil in das Fachgeschäft eingeheiratet und die Entwicklung Rönnebecks hautnah miterlebt. „Der Konsum befand sich gleich gegenüber, wir hatten Bäcker, mehrere Fleischereien und einen „Tante-Emma-Laden gleich um die Ecke“, sagt sie. Wer ab den 50er Jahren in Rönnebeck zu Hause war, erinnert sich bestimmt noch an die Firma Golda und ihr Kultgetränk Anjola, eine Ananas-Limo, abgefüllt in einer für damalige Zeiten progressiv designten Glasflasche. Fachgeschäfte wie das Bettenhaus Schnieder, oder das Textilhaus Horstmann, gehörten damals zu Rönnebeck ebenso wie der Supermarkt Big Bär, der 1976 seine Türen öffnete. Etwas schaudernd denkt Margot Steil an das Schuhgeschäft Kötting zurück, dabei aber nicht an die Qualität der Produkte:
Mobilität brachte die Veränderung
Damals war es gängige Methode, die Füße mit einem Röntgengerät zu vermessen, heute wäre das undenkbar.
Früher machte man sich mit Bus oder Bahn nur dann auf einen längeren Weg, wenn große Anschaffungen anstanden.
Mit dem eigenen Auto wurden die Entfernungen kürzer. Und bald galt es als schick, in der Bremer City oder in Vegesack einzukaufen. Das war nicht gut für die Geschäfte in Rönnebeck. Eins nach dem anderen verschwand, zum Teil gab es auch keine Nachfolger. Das Juweliergeschäft Steil ist erhalten geblieben. 1993 hat Uhrmachermeister Hans-Joachim Steil den Familienbetrieb in 4. Generation übernommen. Das Fachgeschäft ist heute im Vegesacker Mittelzentrum zuhause.
Margot Steil lebt seit 2012 in der Seniorenwohnanlage Lehmhorster Straße (links im Bild). Einmal pro Woche besucht sie im Bewohnertreff einen Singkreis, der allerdings in Zeiten von Corona nicht statt ndet. Alle Wohnungen sind barrierefrei. Um ihren Alltag so lange wie möglich selbstbestimmt zu führen, können die Mieter auf Wunsch verschiedene Serviceangebote nutzen. In dem gewachsenen Wohngebiet sind Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte und Dienstleister vorhanden.