„Das Ausmaß ist noch nicht absehbar“

Interview mit GEWOSIE-Vorstand Gabriele Hoppen über die Corona-Krise und ihre Auswirkungen

Die Corona-Krise hat auch die GEWOSIE vor besondere Herausforderungen gestellt. Als Mitte März die gesetzlichen Bestimmungen zur Vermeidung der Pandemie-Ausbreitung festgelegt wurden, musste sich die Wohnungsbaugenossenschaft ebenfalls der neuen Situation anpassen. Wie grundlegend diese Entwicklung den Geschäftsbetrieb verändert hat, beschreibt GEWOSIE-Vorstand Gabriele Hoppen in unserem Gespräch.

Frau Hoppen, wie geht es Ihnen?

Danke, gut. Gut geht es Gott sei Dank auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Niemand musste sich bisher wegen eines Ansteckungsverdachts in häusliche Quarantäne begeben. Vor allem hoffe ich sehr, dass unsere älteren Mitglieder und Mieter als Risikogruppe von diesem Virus verschont bleiben.

Welche Schwierigkeiten traten zuerst auf, als sich Mitte März herausstellte, dass die Lage ernst ist?

Die Situation war für uns, wie für alle anderen Menschen auch, eine völlig neue. Wir konnten auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen. Sollen wir komplett schließen, den Geschäftsbetrieb ausschließlich per Mail oder Telefon aufrechterhalten oder zu diesen beiden Kontaktmöglichkeiten noch eine zusätzliche Notbereitschaft anbieten? Es waren viele Fragen auf einmal, die nach einer Entscheidung verlangten.

Für welche Maßnahmen haben sie sich entschieden?

Um uns und andere bestmöglich vor einer Infektion zu schützen, haben wir in der ersten Zeit den Geschäftsbetrieb weitestgehend eingestellt und nur donnerstags für vier Stunden eine Notsprechstunde mit persönlichen Kontakten eingeführt. Jeweils die Hälfte unserer Belegschaft hat im Wechsel im Homeoffice gearbeitet. Vorbesichtigungen bei Wohnungskündigungen wurden ausschließlich telefonisch bearbeitet. Lediglich Wohnungsabnahmen beziehungsweise –übergaben haben wir vor Ort durchgeführt. Erfreulicherweise haben wir dabei nur positive Erfahrungen gemacht. Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bin ich sehr dankbar. Sie haben den Geschäftsbetrieb professionell aufrechterhalten und ihre besondere Verantwortung sehr ernst genommen.

Gab es ein spezielles Problem, mit dem Sie sich auseinandersetzen mussten?

Oh, ja. Soweit ich zurückdenken kann, war es das erste Mal, dass die Ordentliche Vertreterversammlung, in der unter anderem der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2019 zur Abstimmung stand, nicht in der vorgeschriebenen Weise statt nden konnte. Ein Problem, mit dem sich natürlich nicht nur die GEWOSIE auseinanderzusetzen hatte. Der Gesetzgeber hat hier allerdings schnell reagiert, sodass wir den Vertretern alle Unterlagen per Post schicken konnten. Mitte April hat es die ersten Lockerungen gegeben.

Wie hat sich das auf den Geschäftsbetrieb ausgewirkt?

Wir haben die Entscheidung getroffen, neben dem Donnerstag das Haus auch am Montag vier Stunden für den Publikumsverkehr zu öffnen. Am Anfang haben sich wegen der Einhaltung des Mindestabstands im Empfangsbereich Warteschlangen gebildet. Aber das hat sich schnell eingespielt und im Laufe der Zeit haben dann immer mehr Menschen zum Hörer gegriffen, wenn sie uns erreichen wollten.

Wie hat sich die Corona-Krise auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt?

Bis jetzt halten sich die wirtschaftlichen Einbußen in Grenzen. Allerdings kam es bei einigen unserer gewerblichen Immobilien zu finanziellen Engpässen, die wir aber mit allen Beteiligten zufriedenstellend lösen konnten.

Das Ausmaß der Entwicklung ist noch nicht absehbar Ob es Schwierigkeiten mit den Mietzahlungen gibt beziehungsweise Leerstände nicht rechtzeitig wieder vermietet werden können, wird sich zeigen. Wir hoffen natürlich, dass es hier nicht zu großen Schwierigkeiten kommen wird, denn das würde unser Kerngeschäft emp ndlich treffen. Auch für uns ist es deshalb sehr wichtig, dass der normale Geschäftsbetrieb bald wieder anlaufen kann.